Die Evolutionspädagogik ist ein pädagogischer Ansatz, der Problemlösestrategien mit neusten Erkenntnissen aus der Gehirnforschung, der päd. Kinesiologie sowie aus der Kommunikationswissenschaft verbindet. Sie wurde 1990 von Ludwig Koneberg am Institut für praktische Pädagogik (I.P.P.) in München entwickelt (www.institut-pp.com).
Da Bewegungs- und Gehirnentwicklung eng miteinander verbunden sind, können nicht ausreichend erfahrene und durchlebte Bewegungsabfolgen im Baby- und Kleinkindalter weitreichende Konsequenzen für die weitere Entwicklung des Menschen haben. Vielfältige Blockaden wie Lern- und Verhaltensauffälligkeiten, Ängste, Probleme im Bereich der Wahrnehmung und des Gleichgewichtes (seelisch wie körperlich) können die Folge sein.
Viele unserer Handlungen passieren nicht bewusst. Diesen Gehirnbereich, über den unbewusste Handlungen (Reaktionen) gesteuert werden, erreichen wir nicht über die Sprache, sondern über Körperwahrnehmung und Bewegung. Der Zugang zum Körper ist das Gleichgewicht. Das heißt, alle Auffälligkeiten zeigen sich im Körper als Ungleichgewicht.
In der Evolutionspädagogik (Evopäd) übertragen wir Ereignisse auf die Bewegungsebene, um zu erkennen, ob es Gleichgewichts-probleme gibt oder nicht. Wo Sprache versagt hilft Bewegung (6). So arbeiten wir also an der Herstellung des Gleichgewichts und schaffen dadurch die Voraussetzung für Lern- und Verhaltenskompetenz.
Aber was heißt das nun genau?
Die Evolutionstheorie nach Charles Darwin besagt, dass wir in unseren Genen das gesamte Erbe der Evolution von 3,5 Milliarden Jahren in uns tragen. Unser Genom (Erbgut) ist das Gedächtnis und Informationsträger für alle biologischen Abläufe in unserem Körper.
Das Evopäd-Prinzip benutzt in erster Linie die evolutiven Entwicklungsschübe der Lebewesen, die sowohl im Gehirn als auch im Körper gespeichert sind. Im Gehirn sind die Konzepte, die Wahrnehmung und die Reaktionen gespeichert, im Körper ist es die Bewegung, die als Ausdrucksmittel das Prinzip Gleichgewicht benutzt (110).
Die Evolutionspädagogik ist davon überzeugt, dass jeder Mensch vom Augenblick seiner Zeugung über die Zeit der Schwangerschaft und Geburt bis hin zum dritten/vierten Lebensjahr organisch und motorisch die einzelnen Entwicklungsstufen der Evolution durchläuft. In der Evopäd versteht man darunter „ein langsames Sich-Aufrichten“. Also vom Rollen, Robben, Krabbeln, Vierfüßlergang bis hin zum aufrechten Gang und der Sprachentwicklung.
Dafür hat die Evolutionspädagogik sieben Entwicklungsstufen modellhaft übernommen:
Jeder dieser Entwicklungsstufen kann man ein bestimmtes Bewegungs- und Reaktionsmuster, ein bestimmtes Verhalten sowie die Art der Wahrnehmung zuordnen. Wir tragen alle Gehirnentwicklungsstufen dieser Lebewesen in uns, sie entsprechen den Evolutionsstufen der Menschwerdung.
Dies beinhaltet eine Bandbreite an Fähigkeiten (Eigenschaften).
Bei der Stufe 2, der Amphibie sind das zum Beispiel:
Pol Rückzug -> sich verstecken können
Pol Neugier -> Neues erkunden
Hängt man in einem Pol fest, bestimmt dies unsere Wahrnehmung, unser Verhalten und unsere Bewegungen.
Dieses Evolutionsstufenmodell, das uns die Geschichte der Menschheit nahelegt, stellt uns eine geniale Methode zur Verfügung, durch die wir die Möglichkeit haben, auf Blockaden direkt einzuwirken, Verhaltensmuster und Defizite aufzudecken sowie Talente und Fähigkeiten zu erkennen und zu fördern. Jede dieser 7 Evo-Stufen bietet ihre eigenen Diagnose- und Interventionsmöglichkeiten. Daraus ergeben sich dann die individuellen Unterstützungen und gezielten Bewegungsübungen.
Die neuesten Forschungen der Neurologie besagen, dass unser Gehirn ein Leben lang formbar ist. Alle Bewegungsmuster und emotionalen Fähigkeiten können mit einfachen Bewegungen lebenslang noch trainiert, stabilisiert und integriert werden. Somit ist das Evolutionsstufenmodell für alle Altersstufen und Lebenslagen geeignet.
(06), (110) Zitate aus dem Buch „260 starke Sätze aus der Evolutionspädagogik" von Ludwig Koneberg und Silke Gramer-Rottler.
Juni 2021 - EVOPÄD®-Parcour, Sulden